Kritik allgemein
Der folgende Text erscheint gekürzt in der Riegelsberger Wochenpost der KW 42
Bündnis Energiewende für Mensch und Natur e.V.
BI LebensEnergie Riegelsberg zu Windkraft im Fröhner Wald
In der Bürgerbefragung am 02. November in Riegelsberg wird auch
recht Allgemeines abgefragt. Gerne gehen wir deshalb auch einmal
auf allgemeine Fragen ein. Sprechen wir doch über Zahlen, Daten,
Fakten (ZDF), soweit sie bekannt sind - denn Halb- und Unwahrheiten
wollen wir hier nicht verbreiten:
Niemand zweifelt daran, dass für Deutschland langfristig eine Energiewende sinnvoll wäre.
Aber immer mehr informierte Menschen, darunter namhafte Ökonomen und Wissenschaftler,
kritisieren, was unter dem Decknamen "Energiewende" tatsächlich geschieht.
Viel Irreführendes wird da veröffentlicht, z.B.:
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... der Hinweis auf Klimaschutzziele. Sehr zu begrüßen wären in diesem Sinne Energieeinsparmaßnahmen!
Immer wieder wird von einer vermeintlichen CO2-Einsparung durch WEA statt Kohlekraft
gesprochen, während der CO2-Ausstoß mit wachsender Zahl an WEA bundesweit steigt.
Wie kommt das? Eigentlich einfach: Der Atomausstieg ist beschlossen - das wollen alle.
Erneuerbare wie Windkraft und Solarenergie ohne Speicher (und diese sind weder ausreichend
vorhanden, noch real machbar) unterliegen naturgemäß starken Schwankungen. Die Lücken müssen
konventionelle Kraftwerke schließen - wenn nicht AKW dann Kohlekraft. Im Stand-by-Modus und
ständigem Stop-and-Go-Betrieb ist deren CO2-Ausstoß höher als bei gleichmäßigem Betrieb.
Außerdem ist da der "Merit-Order-Effekt": Erneuerbare haben einen im EEG festgeschriebenen
Einspeisevorrang. Erzeugen sie Strom (gibt es also Wind und Sonne) dürfen sie zuerst einspeisen.
Die weitere Reihenfolge richtet sich nach dem Preis des erzeugten Stromes, der günstigste
kommt als nächstes, usw.. "Sauberer", aber vergleichsweise teurer Strom aus
modernen und flexiblen Gaskraftwerken wird so verdrängt - zugunsten der Kohlekraftwerke.
Unter diesen geht Braunkohle vor Steinkohle. Ergebnis: der CO2-Ausstoß steigt.
Aus wirtschaftlichen Gründen werden daher eher neue Kohlekraftwerke, als Gaskraftwerke
gebaut, um die AKW zu ersetzen, da EE allein nicht grundlastfähig sind und keine
Netzstabilität gewährleisten können.
Ein weiteres Problem ist hier der EU-Emissionshandel. Wer wieviel CO2 in die Atmosphäre
ausstoßen darf, ist europaweit geregelt. Wer einspart, darf "Verschmutzungsrechte"
verkaufen. So wird das Ergebnis nicht verringert, sondern nur verschoben.
Übrigens ist das CO2-Problem - ebenso wie das Atomkraft-Problem - ein weltweites,
das nicht national und schon gar nicht regional gelöst werden kann (Spitzenreiter ist mit Abstand China ...).
Fazit: Windkraft - schon gar nicht drei Anlagen im Fröhner Wald - helfen dem Klima leider gar nicht ... im Gegenteil.
Und schauen wir uns doch andererseits ein paar ZDF an, die das saarländische Umweltministerium
2010 über unsere Wälder veröffentlichte: die zugunsten ökonomisch, ökologisch und sozial höchst
fragwürdiger WEA zu rodenden ca. 40000 qm Laubwald bilden momentan z.B. noch
160 Kilogramm Sauerstoff pro Tag. Das entspricht dem täglichen Sauerstoffbedarf von 200 Menschen.
Pro Jahr werden auf der zu rodenden Fläche - jetzt noch - 60 Tonnen CO2 gebunden.
Pro qm Waldboden können zudem - im Wald - bis zu 250 Liter Regenwasser gespeichert werden ...
ergibt sage und schreibe 10 Millionen Liter Wasser, das später nicht mehr gebunden würde ... .
Von den Hängen unterhalb des Fröhner Waldes fließen schon jetzt Sturzbäche nach Hilschbach herunter,
die nach Starkregen Feuerwehreinsätze erforderlich machen.
Natürlich sind Ausgleichsmaßnahmen vorgeschrieben. Das kann kaum darüber hinweg täuschen,
dass kleine Setzlinge innerhalb eines Menschenlebens nicht das ersetzen können,
was Mensch und Tier genommen wurde. Ausgleich muss nicht zwingend vor Ort geschaffen
und kann notfalls auch in Geld geleistet werden. Auch hier spielt eine Rolle,
dass wir nicht uneingeschränkt Platz zur Verfügung haben. Das Offenland um den Wald hat
ebenfalls eine wertvolle ökologische Funktion - daraus dann als Ausgleich Wald zu machen,
wäre eine ungeeignete Verschlimmbesserung.
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... Zahlenspiele wie "erstmals 27% der Energieerzeugung aus Erneuerbaren". "Energie"
meint nicht nur Strom, sondern schließt Wärmeerzeugung und Mobilität (KfZ) mit ein.
Der Anteil der Erneuerbaren am Primärenergieverbrauch liegt bei 11,5%, der der
Windkraft einzeln betrachtet bei 3% - und diese Zahl lässt sich auch mit noch mehr
Naturzerstörung nicht wesentlich steigern.
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... dass der erzeugte Strom vor Ort verwendet werden soll - auch eine schöne Theorie.
Der Strom wird ins Netz eingespeist und dort verbraucht, wo gerade Bedarf ist - wenn
Bedarf ist. Wenn nicht, muss er verschenkt oder vernichtet werden. Ein "lokales Netz" existiert
nicht und - wir haben nachgefragt - auch für die Anlagen im Fröhner Wald ist nicht an Speicher gedacht.
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... der Wind "ist ein Geschenk der Natur" - obwohl Geschenke nichts
kosten, steigt der Strompreis. Warum? Der Wind ist ein Geschenk - die Subventionen
für defizitäre Windparks dagegen nicht. Und nein - der Wind ist nicht dauerhaft vorhanden.
An trüben Herbsttagen (keine Sonne) und bei Windflaute wird Deutschland komplett von
konventionellen Kraftwerken versorgt ... solange das noch gut geht. So war es
wochenlang nach Xaver Ende 2013 ... und so ist es immer wieder mal.
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... der Beitrag zur regionalen Wirtschaft, so wie insbesondere die Gewerbesteuer,
die ja nur auf Gewinne anfällt, dürfte eher bescheiden sein. Vergleichbare Projekte in
Schwachwindgebieten bundesweit fahren eher Verluste ein. Bisher wurden auch auf unser
Nachfragen hierzu keine ZDF genannt. An einem solchen Projekt auch Bürger finanziell
beteiligen zu wollen, obwohl mit nennenswerten Erträgen eher nicht zu rechnen ist,
klingt nicht nach einer guten Empfehlung für Kapitalanlagen.
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... so muss auch die wohlklingende Zahl von 67.000 Haushalten, die 32 RAG-Anlagen
im Saarland versorgen sollen, richtig verstanden werden: zum einen geht diese
Zahl von einer optimistischen Schätzung des Stromertrags aus (eine Sache ist,
wieviel Strom diese Anlagen theoretisch-leistungstechnisch erzeugen können,
eine andere Sache ist, wieviel Strom sie tatsächlich je nach Windaufkommen
erzeugen werden). Ohne Unterstützung konventioneller Kraftwerke ginge in all
diesen Haushalten das Licht aus, sobald der Wind nicht weht. Auch da wird
gern behauptet "irgendwo wehe der Wind immer" - jedoch hat sich
gezeigt, dass Windspitzen und Flauten bundesweit korrelieren.
Saarlandweite ZDF zur Erfolgskontrolle der "Energiewende"
konnte oder wollte unsere Regierung bisher leider nicht nennen.